

Es klappt! Um 10.00 Uhr sitzen 38 Schülerinnen und Schüler unserer 6. Klassen gebannt vor der Leinwand im „Anti“ des JJG und schauen direkt in Küche und Wohnbereich von Esther aus London, einer orthodoxen deutschen Jüdin. Zugeschaltet ist auch die liberale Jüdin Liana aus Düsseldorf — beide arbeiten ehrenamtlich für die Organisation „Meet a Jew“ mit dem Ziel, Schülerinnen und Schülern im offenen Austausch und ganz ungezwungen Einblicke in ihr jüdisch geprägtes Leben zu geben. Alle Fragen, auch sehr persönliche, sind erlaubt und schnell stellt sich heraus, dass die beiden ganz unterschiedlich mit jüdischen Feiertagen, Regeln und Geboten umgehen — und das ist für sie völlig in Ordnung. Jüdisch-Sein ist facettenreich und kann sehr individuell gelebt werden, das wird mit Esther und Liana unmittelbar deutlich. Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Rahmen des Religionsunterrichts und im Fach Praktische Philosophie gut auf die Begegnung vorbereitet und stellen viele ihrer Fragen nach dem Schabbat, nach jüdischen Speiseregeln und auch, ob die beiden Jüdinnen „bauchfrei“ tragen. Dabei erfahren sie, dass Esther neben ihrer langärmligen und hochgeschlossenen Kleidung immer eine Perücke trägt, die ihr eigenes Haar bedeckt, wie auch jetzt in der Konferenz zu sehen ist. Ihre zwei kleinsten von vier Kindern turnen während des Gesprächs um sie herum, sie arbeitet von zu Hause aus und ist rund um die Uhr für die Kinder da. Nach London ist sie gezogen, weil das Jüdisch-Sein dort selbstverständlicher ist, die jüdische Gemeinde ist dort sehr aktiv und sie fühlt sich wohler als in Deutschland. Liana ist Lehrerin in Düsseldorf und möchte mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit etwas gegen den Antisemitismus in unserem Land tun. „Eine Begegnung bewirkt, was tausend Bücher nicht leisten können. Wer Juden persönlich kennt, ist weniger anfällig für Stereotypeund Vorurteile“, sagte Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Dachorganisation von „Meet a Jew“.


Ein stabiles Netz und die gute Ausstattung an unserer Schule mit externen Lautsprechern und großer Projektionsfläche machte die Begegnung zwischen Kalkar, London und Düsseldorf zu einem eindrücklichen Erlebnis. Die Stimmen der Schülerinnen und Schüler sind eindeutig: Das war toll! Gerne für die nächste Jahrgangsstufe 6 wieder.
Copyright Fotos: Anke Sommer, Dennis Patz