Begegnung mit dem Judentum – zur Besuch in der Alten Synagoge Essen und der jüdischen Gemeinde Bochum

Die religiöse Praxis des Judentum konnten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 6 in den vergangenen zwei Wochen vor Ort in der Alten Synagoge Essen und der jüdischen Gemeinde in Bochum erkunden. Die Exkursionen fanden statt, um den Respekt gegenüber den Angehörigen anderer Religionen, insbesondere den Angehörigen der jüdischen Religion, zu fördern. Durch die Anbindung an entsprechende Unterrichtsreihen im Vorfeld konnten die Schülerinnen und Schüler manches Bekannte entdecken, aber auch sehr viel Neues erfahren.

In Bochum berichteten Mitglieder der jüdischen Gemeinde authentisch von ihrem Glauben und stellten sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Im Fokus standen zunächst die wertvollen Torarollen, deren Aufbewahrung im Toraschrein ein gewöhnliches Gebäude überhaupt erst zu einer Synagoge macht. Die jüdische Gemeinde in Bochum besitzt vier Torarollen, die uns auch gezeigt wurden, und, wie im Judentum üblich, mit Kronen geschmückt und durch aufwändig bestickte Mäntel geschützt waren. Der großen Bedeutung der Tora für den jüdischen Glauben entsprechen auch die materiellen Kosten. Unter 30 000 Euro, so wurde uns berichtet, sei eine von einem professionell ausgebildeten Toraschreiber in langer und sorgfältiger Arbeit erstellte Rolle kaum zu erstehen. Ohne vielfältige und großzügige Spenden könne eine Gemeinde solche Preise nicht bezahlen. In gemeinsamen Gesprächen wurden dann noch weitere Aspekte des jüdischen Glaubens erschlossen, wie etwa die Speisegesetze, der jüdische Kalender und die jüdischen Feiertage.

Im Unterschied zur Synagoge in Bochum ist die Alte Synagoge in Essen, ein beindruckender Kuppelbau aus dem Jahr 1913, der in der Nachkriegszeit restauriert wurde, heute nicht mehr als jüdisches Gotteshaus in Gebrauch und wird von der Stadt Essen als Museum und Kulturhaus genutzt. Der geöffnete leere Toraschrein zeigte uns dies beim Besuch auch an: Eine für den jüdischen Gottesdienst nutzbare Torarolle befindet sich heute nicht mehr in dem Gebäude. Nach einer Führung durch die Alte Synagoge, in der unter anderem auch die Geschichte des Gebäudes und die Zerstörung der Synagogen in Deutschland in der Reichspogromnacht 1938 thematisiert wurde, arbeiteten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 in einem Workshop „Antisemitismus gestern und heute“ und die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 in einem Workshop „Judentum und Islam“, wobei sie jeweils von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ruhr-Universität Bochum angeleitet wurden. 

Die Route von Kalkar über Essen nach Bochum und zurück funktionierte dank zuverlässiger Bustransfers ohne Wartezeiten an den jeweiligen Umsteigeorten. Dass die Verkehrslage im Ruhrgebiet Aber doch nicht an allen Exkursionstagen auf unserer Seite war und insbesondere in einem Fall zur einer starken Verlängerung der Rückfahrt führte, tat der Stimmung in der betroffenen Lerngruppe keinen Abbruch. 

Ein herzlicher Dank geht an den Förderverein, der uns die Fahrt durch seine großzügige finanzielle Unterstützung überhaupt erst ermöglicht hat. 

Copyright Fotos: Dr. M. Henkel