Im Rahmen der Unterrichtsreihe zum Judentum im Fach Religion machten sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 6 auf den Weg zu den Orten des Gedenkens und Erinnerns an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Kalkar. Den Rundgang durch das Stadtgebiet hatten die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld selbst konzipiert, indem sie anhand ausgewählter Quellen kurze Referate zu jedem Denkmal vorbereitet hatten.
Los ging es am Gedenkstein für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Stadtpark. Die Referatsgruppe erklärte, dass hier jedes Jahr am 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, bei einer städtischen Feier nicht nur eine Kranzniederlegung stattfindet, sondern traditionell auch Schülerinnen und Schüler des Jan-Joest-Gymnasiums, in der Regel die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten in den Religionskursen, mit Beiträgen mitwirken.
In der Monrestraße erklärte eine weitere Gruppe das Projekt der Stolpersteine, das 1996 vom Berliner Künstler Gunter Demnig begonnen wurde. Auf den Steinen wird all jener Jüdinnen und Juden namentlich gedacht, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In der Monrestraße 20 und 22 sind dies die jüdischen Familien Schürmann und Spanier. Seit 2018 wurden in Kalkar – immer wieder auch mit Beteiligung von Schülerinnen und Schülern unseres Gymnasiums – insgesamt 67 Stolpersteine verlegt.
Die beiden Gedenkstätten zum Andenken an die in der Reichspogromnacht 1938 zerstörte Synagoge Kalkars wurden von der dritten Referatsgruppe vorgestellt. Die Gruppe informierte zunächst über das Denkmal an der Hanselaerstraße, ein farbiges Glasbild mit einer Menora. Anschließend ging es zum zweiten Denkmal am Vyth-Spier-Platz, einer steinernen Torarolle mit dem Schma Israel, dem zentralen Text des jüdischen Glaubens.




Abschluss des Rundgangs, so war es eigentlich geplant, sollte ein Besuch des jüdischen Friedhofs am Stadtrand sein. Doch die Schülerinnen und Schüler, die zu den Regeln für den Besuch des Friedhofs recherchiert hatten, hatten unter anderem herausgefunden, dass es an jüdischen Feiertagen nicht erlaubt ist, auf jüdische Friedhöfe zu gehen. Da auf den Tag des Unterrichtsgangs in diesem Jahr jedoch das Purimfest fiel, betraten wir den Friedhof nicht, sondern hörten der Referatsgruppe vor der Tür zum Friedhof mit Blick auf die Grabsteine zu.
Die Schülerinnen und Schüler berichteten, dass der jüdische Friedhof schon 1805 erwähnt wurde. Heute umfasst er 59 Grabsteine, ist stets zugänglich und wird von der Stadt Kalkar gepflegt. Durch die Gittertür konnten wir sehen, dass auf einzelne Grabsteine zum Gedenken an die Toten Kieselsteinchen abgelegt worden waren, ein Brauch der auf jüdischen Friedhöfen üblich ist.
Bei bestem Vorfrühlingswetter zeigten alle Schülerinnen und Schüler sowohl hohes Engagement bei der Vorstellung ihrer eigenen Stationen als auch großes Interesse, den jeweils anderen Gruppen zuzuhören. Der gemeinsam geplante und durchgeführte Unterrichtsgang vermittelte nicht nur religiöses und historisches Sachwissen, sondern machte auch die Verwurzelung des Judentums in der Geschichte Kalkars deutlich.
Copyright Fotos: Dr. M. Henkel