Sie lebten mitten im Dorf Dingden (Stadt Hamminkeln), handelten mit Vieh, verkauften Fleisch und betrieben ein Geschäft für Textilwaren – bis sich das Leben für die Familie Humberg im Jahr 1933 durch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten drastisch veränderte. Viele der Familienmitglieder starben bis Ende des Zweiten Weltkrieges in den Vernichtungslagern, nur wenigen gelang die Flucht nach Kanada und in die USA. Voraus ging eine jahrelange, zunehmende Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger:innen.
So blieb auch die sog. „Kristallnacht“ am 9.11.1938 der Familie Humberg nicht erspart: Nationalsozialisten drangen gewaltsam in das Haus ein, zerschlugen den Hausrat und schmissen ihn durch ein zur Straße hinausgehendes Fenster auf die davor verlaufende Dorfstraße, Leopold Humbergs Verletzungen waren so schlimm, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste. Als letztes Familienmitglied wurde eben dieser Leopold Humberg deportiert, ein ehemals selbstbewusster Mann, der sich die letzten Monate seines Lebens in seinem Elternhaus versteckt hielt, in der Hoffnung, „dass der Spuk bald vorüber sei“. Er verstarb im Konzentrationslager Theresienstadt, einige seiner Geschwister – mit ihren Kindern und Ehepartnern – wurden in den Vernichtungslagern Riga und Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet.
Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus ist seit einigen Jahren Museum, in dem die Geschichte der einzelnen Familienmitglieder dokumentiert und für Besucher:innen jedes Alters einzusehen ist. Hier waren wir am Montag, dem 15.4.2024 zu Gast und wurden durch die Räumlichkeiten geführt, wobei wir viel über die das jüdische Leben sowie über die Zeit, in der die Humbergs in Dingden lebten, über die Opfer und die Täter:innen erfuhren.
Dabei lernten wir auch, dass Margot, die Ende der 20er Jahre geboren worden war und damit zu den jüngsten Mitgliedern der Familie Humberg gehörte, in den Niederlanden – bereits auf der Flucht vor den Nationalsozialisten – vor Ihrer Deportation und ihrer Ermordung in Auschwitz in Winterwijk gelebt hatte. Dort hat sie sicherlich auch Johanna Reiss mit ihrer Familie kennengelernt. Und Johanna Reiss‘ Erinnerungen (Johanna Reiss: Und im Fenster der Himmel…) an ihre Zeit als Jüdin unter nationalsozialistischer Herrschaft hatten wir zuvor im Deutschunterricht gelesen und besprochen.
Wir bedanken uns beim Team des Heimatvereins Dingden, das sich die Zeit für uns nahm; unser Dank gilt aber auch wieder dem Förderverein des JJG, der die Exkursion durch einen Beitrag zu den Buskosten bezuschusste.
Das Humberg-Haus Dingden steht übrigens allen interessierten Besucher:innen jeden Alters sonntags von 14 bis 18 Uhr für eine Besichtigung offen (s. dazu auch die website des Humberghauses); Führungen auch für kleinere Gruppen kann man jederzeit anfragen – ein Besuch lohnt sich.
gez. Y. Kamer
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